Nun ist sie rum, meine Elternzeit.
1 Jahr und 4 Monate war nun Zuhause. Jetzt heißt es „Hallo Kindergarten“ und „Hallo Arbeit“.
Aber irgendwie
fühlen sich die Monate an wie ein langes Wochenende und ich kann nicht glauben,
dass es vorbei ist.
Nie mehr werden mein Sohn und ich so viel Zeit zusammen verbringen.
Ich freue mich wahnsinnig auf meine Arbeit, wieder ein wenig unter Menschen zu sein. Eine andere Art von Verantwortung tragen und den Tag etwas mehr zu strukturieren. Wieder andere Probleme zu haben und in etwas so wirklich gut sein.
Aber wenn ich jetzt auf die letzten Tage, Wochen und Monate zurückdenke merke ich: Viel Zeit war das nicht.
Es ist sicherlich den Umständen geschuldet: 2 Umzüge, eine Trennung, ein herber Verlust. So richtig Zeit zum Genießen gab es weniger.
Mein Plan für die Elternzeit war es immer, alle mal zu besuchen, unterwegs zu sein und das Jahr voll auszukosten. Doch das Schicksal meinte es ganz anders. GANZ anders. Und so wurde es mehr ein von Tag zu Tag hangeln mit wahnsinnig viel kuscheln. Oh Gott, was haben wir geschmust. Nacht um Nacht in den Armen des anderen gelegen, gemeinsam Mittagsschlaf gemacht, in der Trage getragen und lieb gehabt. Wir haben uns durch die schwerste Zeit getragen und uns mit Liebe gestärkt.
Doch, wenn ich jetzt die Zeit revue passieren lasse, dann muss ich sagen: So richtig was geschafft habe ich nicht.

Natürlich hat der
Zwerg alles gelernt, was er lernen sollte: er läuft, isst allein (mit riesen
Sauerei), versteht mich. Er ist in dem Raster für Kinder seines Alters, aber
was dafür getan habe ich nicht. Wir haben nichts pädagogisch wertvolles
gemacht, haben keine klassische Musik gehört, keine Frühförderung. Sprechen
haben wir ebenso wenig gepaukt, wie alleine schlafen.
Die Dinge sind jeden Tag so vor sich her getröpfelt und ich frage mich, ob ich
mehr hätte tun sollen. Hätte ich?
Er geht nun in die Krippe und kommt gut in der Gruppe mit, er isst und schläft dort und setzt sich durch.
Hätte ich ihn „besser“ machen sollen? Hätte ich die Zeit mehr nutzen sollen?
Die Fragen schwirrten mir den ganzen Tag im Kopf herum. Und sie wurden immer mehr. Bekamen kleine Fragengeschwister.
Hätte ich ihn mehr von mir lösen sollen? Oder ihn gar nicht erst so an mich binden? Habe ich ihn zu abhängig von mir gemacht?
Sie wurden mehr und mehr und wurden schließlich zu zäher Lava, die sich heiß um jeden anderen Gedanken schmiegten und alles vernichteten, was vormals da war. Sie schufen eine neue Ansicht, die roh, trist und erst wieder liebenswert gemacht werden wollte.

Mein Bauch sagt mir, es war gut so. 1,5 freie Jahre sind nichts gegen ein Leben in Regeln, Anforderungen, Erwartungen und Grenzen. 1,5 Jahre Freiheit ist ein Wimpernschlag, wichtig und doch erinnern wir uns nicht an jeden.
Mein Kopf sagt mir, in leisen, stillen Momenten all die Liebe hat das Jetzt nur schwerer gemacht.
In diesen 1,5 Jahren ist vor allem eines passiert: Mein Sohn und ich haben uns hoffnungslos, besinnungslos und unwiderruflich in einander verliebt. Wir sind Mutter und Sohn, Freunde, Seelenverwandte und Quatschkameraden.
Nein, diese 1,5 Jahre hätten wir nicht besser machen können. Ein wenig ruhiger vielleicht, ein bisschen weniger Schicksal, aber keine Sekunde weniger gemeinsame Zeit.
Elternzeit muss nicht pädagogisch wertvoll sein. Wir werden noch genug lernen und arbeiten. Ganz sicher.
Edit: 1,5 Jahre, weil ich 12 Monate beantragt habe, durch den alleinerziehend Status Anspruch auf Übertragung der Vaterschaftsmonate hatte (2 an der Zahl) und dann bis zum ursprünglich geplanten Kitaeinsteig 08/19 überbrückt habe auf eigener Tasche)